„¡Luces, cámara y acción!“ – Klappe und Action!
Heute vor drei Jahren bekam das Romanische Seminar der Leibniz Universität seinen Imagefilm. Inzwischen wurde der Film auf seinen unterschiedlichen Kanälen bereits mehrere tausend Male geklickt und hat sicherlich dem ein oder der anderen Studierenden bei der Auswahl seines*ihres Hochschulstandorts und der Studienfachwahl geholfen.
2017 war es noch gar nicht so üblich, dass Universitäten und universitäre Organisationseinheiten Imagefilme für die Öffentlichkeitsarbeit einsetzten. Somit waren wir sicherlich unter den Vorreiter*innen, was das betrifft.
Zum dritten Geburtstag des Imagefilms möchte ich den Entstehungsprozess noch einmal Revue passieren lassen und Anregungen geben, wie ähnliche Projekte mit Studierenden geplant und umgesetzt werden können. Im besten Falle entsteht so nicht nur ein Imagefilm, sondern auch ein tolles Gemeinschaftserlebnis.
Einbindung in eine Lehrveranstaltung
Das Imagefilm-Projekt war in die Lehrveranstaltung „¡Luces, cámara y acción! – Videoprojekte im Unterricht“ eingebettet, welches als Schlüsselkompetenz A (Kommunikation) mit zwei Leistungspunkten belegt werden konnte. Innerhalb dieser Lehrveranstaltung sollten die Teilnehmenden anhand der Produktion eines Films alle wichtigen Schritte lernen, die auch zur Umsetzung eines Videoprojektes mit Schüler*innen notwendig sind.
Zwei Leistungspunkte haben sich im Nachhinein als knapp bemessen herausgestellt. Die Studierenden investierten weit mehr als 60 Stunden in das Projekt. Auch für mich war die Zeit sehr arbeitsintensiv. Ohne die Hilfe eines Tutors, der sich insbesondere um Genehmigungsfragen und die Koordination der Studierenden untereinander gekümmert hat, wäre die Umsetzung zeitlich kaum möglich gewesen.
Planung
Insgesamt waren 13 Sitzungen mit einer Unterbrechung durch die Weihnachtsferien vorgesehen.
In den ersten Sitzungen beschäftigten wir uns mit theoretischen Fragen: Was ist das Potenzial der Videoerstellung im Unterricht? Was macht einen guten Film aus? Wie ist er aufgebaut? Zur Beantwortung letzterer Fragen analysierten wir eine große Anzahl an unterschiedlichen Imagefilmen aus unterschiedlichen Branchen. Schnell wurde klar, dass die besten Imagefilme nicht nur relevante Informationen liefern, sondern auch emotional ansprechen. Die Studierenden legten als Ziel für unseren Imagefilm daher Folgendes fest:
SuS und Studienanfänger*innen auf der persönlichen Ebene ansprechen. Es soll deutlich werden, dass sie mit ihrer Ratlosigkeit vor Beginn des Studiums nicht alleine sind, dass die meisten Studierenden aus dem Bauch heraus entscheiden, an welcher Uni sie letztendlich studieren und dass es nicht selten dem Zufall geschuldet ist, wo man landet: Hannover bietet aber alles, um das Beste aus der Situation zu machen! Wer an das Romanische Seminar kommt, wird sich wohl, herzlich aufgenommen und eingebunden fühlen und schließt hier (internationale) Freundschaften fürs Leben. Wir lernen hier viel, aber wir tun es mit Freude und unterstützen uns gegenseitig.
Unter dieser Prämisse ging es an die konkrete Ideensammlung für den Film: Welche Informationen sind wichtig? Was muss unbedingt erwähnt werden, was ist optional? Wer und was soll im Film gezeigt werden? An welchen Orten soll der Film spielen? Wichtig war dabei immer die Rückbesinnung auf die anzusprechende Zielgruppe, Schüler*innen und angehende Studierende.
Um emotional abzuholen, entschieden die Studierenden, den Film im Storytelling-Stil zu erstellen, d.h. Informationen in eine Geschichte einzubetten. Anhand von zwei Protagonist*innen, einer deutschen Studentin und eines salvadorianischen Studenten, die für den internationalen Charakter und die Diversität des Romanischen Seminars stehen sollten, wollten die Studierenden wichtige Informationen vermitteln, aber auch persönliche Erfahrungen der beiden Protagonist*innen einfließen lassen, um den Film authentisch zu machen. Gleichzeitig sollte die Lebenswelt der Zielgruppe angesprochen werden. Den Studierenden war es überaus wichtig, dass nicht in erster Linie das Institut, seine Beschäftigten oder die Studienstruktur abgebildet wurden, „denn das sind alles Informationen, die man im Internet nachlesen kann“, brachte damals ein Teilnehmender vor. Sie wollten das zeigen, was man als Studierende des Romanischen Seminars erlebt und das, was das Studium für einen Studenten*eine Studentin tatsächlich ausmacht.
Filmästhetik
In einem Workshop des Multimediamobils der Niedersächsischen Landesmedienanstalt unter Leitung von Norbert Thien lernten die Studierenden wichtige Elemente der Filmästhetik und der Filmgestaltung kennen. Mit Camcordern ausgerüstet übten sich die Studierenden auf den Gängen des Romanischen Seminars als Kameraleute. In der folgenden Analyse wurde ihnen anhand ihres eigenen Materials die Wirkung von Kamera-Einstellungen und Schnittsetzung schnell deutlich. Auch erfuhren sie, wie die Arbeit mit einem Storyboard funktioniert.
Drehkonzept
Im November nahm die Geschichte immer mehr Gestalt an; Szenen wurden gesetzt, erste Off-Texte formuliert. Diese Phase wurde begleitet von einer Unterrichtseinheit zum hörer*innenfreundlichen Texten.
Literaturtipp: Pütz, Stefanie (2014): Schreiben fürs Hören. Eine Anleitung zum ohrenfreundlichen Texten, in: Pokoyski, Dietmar; Pütz, Stefanie (edd.): Corporate Audiobooks. Hörspiele, Features & Co. in der Unternehmenskommunikation, Wiesbaden: Springer Vieweg.
Das Drehkonzept, welches in zwei Versionen, Deutsch und Spanisch, entwickelt wurde, erstellten die Studierenden in einem zweispaltigen Dokument nach folgendem Muster:
Bild |
Off-Text |
Elvira und Christopher: Mensa von außen (Totale), dann Blick von außen in die Mensa (Halbtotale), dort zu sehen: Elvira und Christopher an einem Tisch, auf dem Tisch Handy von Elvira, dort läuft ein Costa-Rica-Video von ihrem Auslandsaufenthalt (hier Over The Shoulder) |
Unsere kommunikativen Fähigkeiten vertiefen wir außerdem im Auslandssemester. Ihr könnt zum Beispiel nach Mexiko, Kolumbien oder Spanien gehen. Euch steht die ganze spanischsprachige Welt offen [schmunzelnd]! Das romanische Seminar hat sehr viele Auslandkooperationen und hilft euch bei der Planung. Und um die Finanzierung müsst ihr euch auch keine Sorgen machen, dafür gibt es unterschiedliche Möglichkeiten der Förderung. Ich war in Costa Rica. Das war richtig toll und aufregend! Studieren in tropischem Klima an wunderschönen Stränden! Und mein Spanisch hat sich dadurch auch total verbessert! Diese Erfahrung will ich nicht missen! 26 Sek. |
Für das Storyboard wurden Fotos an den geplanten Drehorten aufgenommen. Dieses Vorgehen erwies sich als äußerst hilfreich, denn einige der szenischen Ideen wirkten in der Realität nicht mehr sehr ansprechend. So war beispielsweise eine Totale auf die Mensa geplant, sodass eine schöne Glasskulptur auf dem Campus als Blickfang dienen sollte. Die Tatsache, dass sich aus der gewählten Perspektive zwischen Glasskulptur und Mensa ein recht prominenter Mülleimer hervortat, ließ die Studierenden nach einer anderen Szenerie suchen. Das Fotostoryboard erwies sich für die nachfolgenden Dreharbeiten ebenfalls als sehr sinnvoll, denn die Aufnahmeperspektive war dadurch bereits festgelegt und so konnte wertvolle Zeit bei den Dreharbeiten eingespart werden.
Technische Ausrüstung
Für den Dreh wurden vom Technikservicebereich der Philosophischen Fakultät einfache Camcorder ausgeliehen, die für die Tageslichtaufnahmen ausreichend waren. Für die Aufnahmen bei schlechteren Lichtverhältnissen auf dem Weihnachtsmarkt und auf der Weihnachtsfeier des Romanischen Seminars nutzen wir eine private Canon-Fotokamera sowie ein iPhone. In der Postproduktion in Final Cut auf dem Mac mussten die unterschiedlichen Lichtverhältnisse aufeinander abgestimmt werden.
Dreh
Ende November begannen die Dreharbeiten. Vorher benötigten wir diverse Genehmigungen, da nicht nur in den Räumlichkeiten des Romanischen Seminars gedreht werden sollte, sondern u.a. auch in der Technischen Informationsbibliothek. Die Studierenden hatten auch eine Szene in der U-Bahn geplant. Davon wurde jedoch letztlich aufgrund des komplizierten Genehmigungsverfahrens der Verkehrsgesellschaft Abstand genommen. Diese Phase wurde durch eine Unterrichtseinheit zum Thema Datenschutz und Urheberrecht begleitet.
Es lässt sich nicht vermeiden, dass auf einem belebten Campus Unbeteiligte von der Kamera eingefangen werden. Aus diesem Grunde legten wir für die Aufnahmen in Innenräumen Einverständniserklärungslisten für die im Bild auftauchenden, unfreiwilligen Protagonist*innen bereit, in der Zweck, Verwendung und Bearbeitung der (personenbezogenen) Daten erläutert und über die Freiwilligkeit der Einwilligung zur Übertragung der Nutzungsrechte sowie Widerruf informiert wurde. Für die Aufnahmen auf der Weihnachtsfeier des Romanischen Seminars und der Innenstadt von Hannover stellten wir gut sichtbar Beschilderungen mit dem Hinweis auf Videoaufnahmen auf.
Kurz vor Weihnachten wurden die Dreharbeiten, die zum Großteil außerhalb des Seminarzeitraums stattfanden, abgeschlossen.
Schnitt und Vertonung
Die ursprüngliche Idee, die Studierenden auch den Schnitt des Materials vornehmen zu lassen, verwarf ich letztendlich aufgrund der Rahmenbedingungen, da keine*r der Teilnehmenden Kenntnisse im Videoschnitt vorweisen konnte und auch kein technisches Equipment für die Studierenden zur Verfügung stand. Den Schnitt erledigte ich in den Weihnachtsferien also selbst mit dem Programm Final Cut. Drei Wochen und einen Festplattencrash später (Sicherungskopien anfertigen!) war der Film geschnitten und musste noch mit Ton bespielt werden.
Die Aufnahmen der O-Töne machten wir im Januar mit einem Olympus LS-5 Aufnahmegerät in meinem Büro in einer improvisierten Tonkabine aus Büromöbeln und Jacken. Voran ging der Aufnahmesession ein Sprecher*innentraining, in dem die Studierenden eine hörer*innenfreundliche Aussprache und Intonation erlernten. Ganz wichtig dabei: Immer lächeln!
Es folgte die Post-Produktion des Films und die Vorbereitung der Filmpremiere, auf der das Projekt von den Studierenden vorgestellt, der Film in beiden Versionen präsentiert und im Anschluss Outtakes der Dreharbeiten gezeigt wurden.
Und dann war es nach einigen arbeitsintensiven Wochen geschafft: Der Imagefilm wurde auf YouTube publiziert und zusätzlich von der Pressestelle der Universität auf unterschiedlichen Webseiten platziert.
Eine besondere Erfahrung und ein voller Erfolg, der ohne die starke Motivation und den hohen Arbeitsaufwand aller Beteiligten nicht möglich gewesen wäre. Gelohnt hat es sich auf jeden Fall, wie man hier sehen kann: